Die „Visitenkarte des Clubs“ – ein Interview mit Bothilde Meyer-Richtering
Jeden Dienstagvormittag, wenn in der Werkstatt die Boote wieder flott gemacht werden, macht Bothi sich daran, die Grünanlagen um das Vereinsgebäude in Ordnung zu halten.
Während Sie emsig und sorgfältig Löwenzahnpflanzen ausreißt, habe ich mit ihr gesprochen.
Bothi, warum machst du das?
Ich mache das, weil es erforderlich ist. Die Außenanlagen sind die Visitenkarte des Vereins, da ist es schon gut, wenn einer sich darum kümmert.
Viel Mühe – wenig Anerkennung?
Ich mache das gern, solange ich es kann. Mir macht Gartenarbeit Spaß. Dass viele Vereinsmitglieder gar nicht wissen, was ich hier mache, ist mir egal. Ich mache schon so lange freiwillige Arbeit. Da ist das eben so. Ich gehe seit dem letzten Jahr verstärkt durch Dich, Claudia, mit zum „Mahl der Arbeit“, das der Club den freiwilligen Helfern jedes Jahr spendiert. Das ist eine schöne Anerkennung.
Woher stammt Deine Leidenschaft für die Gartenarbeit?
Ich bin in Hamburg groß geworden, habe als Kind in den Trümmern gespielt, die der zweiten Weltkrieg hinterlassen hat. Meine Eltern hatten einen Schrebergarten. Der diente vor allem dazu, die Familie zu ernähren. Mein Vater hat Kartoffeln, Erbsen, Bohnen und Möhren, Gurken und jedes Jahr auch einen Kürbis angebaut. Ich erinnere noch, dass wir massenweise Zwetschgen eingemacht haben. Meine Mutter hat mich und meine Schwester als Kinder in die Straßenbahn gesetzt und zum Schrebergarten geschickt, wo der Vater uns schon erwartet hat. Wir haben unserem Vater bei der Gartenarbeit geholfen. Jede von uns hatte ein kleines Beet, wo wir tatsächlich anbauen durften, was wir wollten, Möhren, Radieschen und auch Blumen. Wir wurden nicht zur Gartenarbeit gezwungen, sondern wir durften daran teilhaben. Das war wohl der entscheidende Punkt. Ich hatte damals Zöpfe. Mein Vater nannte mich „die Lütte“. Ich war seine erste Kraft, denn die Schwester war durch Heuschnupfen oft eingeschränkt. Als ich im Alter von 17 Jahren mit dem Rudern begonnen habe, habe ich meinem Vater erklärt, dass das Rudern nun Vorrang hat, aber geholfen habe ich immer noch. Später, als ich schon mit Hermann zusammen war, ist der auch mitgekommen. Mein Vater war beeindruckt, wie schnell Herrmann den Garten umgraben konnte.
Das ist eine anstrengende Arbeit!
Ja, darum mache ich mal hier was und mal da was, damit ich mich nicht zu sehr einseitig belaste. Ich hätte auch nichts dagegen, wenn jemand mithelfen würde so wie Gertraude, die mit mir die Rhododendren gestutzt hat, Elle, die mir gezeigt hat, wie der Bux geschnitten wird auch Assi hat sich früher immer mal wieder gekümmert. Meine Schwester hat mir inzwischen einen Bux für den Balkon und die richtige Schere geschenkt.
Gibt es etwas, was Du dir wünschst?
Eigentlich ist es schade, dass vor der Terrasse nur Rhododendren stehen, die nur einmal blühen. Man könnte auch ein schönes buntes Beet anlegen. Aber es ist natürlich auch praktisch so.
Schön wäre es, wenn ich nicht immer wieder Zigarettenkippen, Bonbonpapier, Kronenkorken und anderen Müll einsammeln müsste. Dank Charly habe ich einen „Aufpicker“(einen Besenstil mit einem Nagel am unteren Ende), mit dem ich „unangenehme Sachen“ aufpicken und entsorgen kann. Es ist sowieso erheiternd, welche Berufsgruppen sich am Dienstag in der Frühe so betätigen, z.B. ein Staatsanwalt als Steinsetzer unterstützt u.a. von einem Finanzbeamten. Ersterer ärgert sich dann über die Delle, die wieder mal ins Pflaster geschlichen ist.
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